Es war wohl im Jahre 1985 als ich nahe der Metro-Station Edgar Quinet eine Zeitungsbude fotografierte. Die Luft war bitterkalt und es schneite etwas. Der Zeitungsverkäufer war in dicke Kleidung eingepackt und stand neben seinem primitiven Zeitungsstand, der aus einfachen Brettern
zusammen gezimmert war.

Das Foto geriet bei mir in Vergessenheit, bis ich viele Jahre später, beim Sichten alter Schwarzweiß Fotos entdeckte, dass ich den Mann 5 Jahre später, also 1990 noch einmal fotografiert hatte. Das war mir bis dahin nicht aufgefallen.
Die Bretterbude auf dem schmalen Trottoir neben dem Metro-Eingang war verschwunden Dort stand nun ein moderner Zeitungskiosk.

Viele Jahre später fuhr ich wieder mit Fotoabzügen dorthin, um zu sehen, was aus dem Zeitungsstand geworden war und wer sich noch an ihn erinnerte. Der Stand und der Mann waren verschwunden. Und ich war überrascht, dass auf dem schmalen Streifen neben dem Metro Aufgang überhaupt genügend Platz für einen solchen Kiosk gewesen war.
Auf der anderen Straßenseite gab es nun einen Großen Zeitungs Verkauf auf dem breiten Trottoir dort. Der Verkäufer wusste natürlich nicht von dem alten Mann.
Also suchte ich das Café gegenüber auf und fragte dort nach. Der Kellner verwies mich auf den Patron des Lokals, der mir Folgendes berichtete:
Der Verkäufer habe Monsieur Roger gehießen. Sein erster Zeitungsstand sei durch den Aufprall bei einem Autounfall zerstört worden. Monsieur Roger sei unverletzt geblieben und er habe daraufhin den neuen kleinen runden Zeitungskiosk übernommen. Über den weiteren Verbleib von ihm wusste er leider auch nichts. Ich gab ihm meine Fotos und die Kontaktdaten und hoffte, dass er sich irgendwann bei mir melden würde. Leider bis heute vergebens.